Fragen und Antworten zur industriellen Bildverarbeitung

FAQ

Fragen, Antworten & Lösungen zur industriellen Bildverarbeitung

Grundsätzliches zur industriellen Bildverarbeitung!

Industrielle Bildverarbeitung unterscheidet sich grundlegend von der klassischen Bildbearbeitung. Während Bildbearbeitung darauf abzielt, Fotos oder Grafiken für die Darstellung zu verändern (z. B. rote Augen entfernen oder Zeichnungen erstellen), dient die industrielle Bildverarbeitung (englisch Machine Vision) einem anderen Zweck: Sie extrahiert mithilfe mathematischer Algorithmen gezielt Informationen aus Bildern und bewertet diese. So können beispielsweise Objekte als fehlerfrei („i.O.“) oder fehlerhaft („n.i.O.“) klassifiziert werden. Deshalb wird die industrielle Bildverarbeitung oftmals auch mit dem Begriff „optische Qualitätskontrolle“ gleichgesetzt, weil sie Bauteile optisch über Kameras kontrolliert.

Einfach gesagt, ermöglicht industrielle Bildverarbeitung Anlagen, mit einer oder mehreren Kameras Produktionsobjekte zu erfassen und anhand festgelegter Prüfkriterien zu analysieren. Ähnlich wie ein Mensch überprüft sie Oberflächen, misst Abstände, prüft Anwesenheit oder Position von Bauteilen und liest sogar codierte Informationen wie DataMatrix-Codes oder Barcodes vollautomatisch aus. Weitere Anwendungsbeispiele finden Sie hier.

Typische Anwendungsgebiete der industriellen Bildverarbeitung!

FAQ - Fragen und Antworten zur industriellen Bildverarbeitung!

Welche Komponenten gehören zu einem Bildverarbeitungssystem?

Ein typisches System umfasst:

  • Kameras (2D oder 3D)
  • Beleuchtungssysteme
  • Bildverarbeitungssoftware
  • Rechner oder eingebettete Systeme
  • Sensoren und Trigger für die Synchronisierung
  • Schnittstellen zur Maschinensteuerung (z. B. SPS)

Die Hauptanwendungen umfassen:

  • Qualitätsprüfung (z. B. Oberflächendefekte erkennen)
  • Vermessung und Geometrieprüfung
  • Robotergesteuerte Montage (z. B. Pick-and-Place-Aufgaben)
  • Barcode- und OCR-Erkennung
  • Sortierung von Produkten

KI, insbesondere Machine Learning und Deep Learning, ermöglicht es, komplexe Muster in Bildern zu erkennen und Aufgaben wie Defekterkennung, Klassifikation und Objekterkennung zu automatisieren. KI-Modelle verbessern die Flexibilität und Genauigkeit von Bildverarbeitungssystemen.

  • 2D-Bildverarbeitung: Analysiert zweidimensionale Bilddaten, wird meistens für flache oder einfache Objekte eingesetzt.
  • 3D-Bildverarbeitung: Nutzt Tiefeninformationen, um komplexe Geometrien und räumliche Strukturen zu analysieren.

Zu den häufigsten Techniken gehören:

  • Hellfeldbeleuchtung auch Auflicht genannt (für Oberflächeninspektionen, Anwesenheitskontrollen etc.)
  • Dunkelfeldbeleuchtung (zum Hervorheben von Kanten und Defekten)
  • Hintergrundbeleuchtung (für hochgenaue Vermessung und transparente Objekte)
  • Streifenlichtprojektion (für 3D-Scans, Erfassung der 3D Daten eines Objekts)
  • Polarisiertes Licht (zum Reduzieren von Reflexionen auf Prüfobjekten)

Typische Herausforderungen umfassen:

  • Variationen in Beleuchtung und Objektposition
  • Verarbeitungsgeschwindigkeit bei hohen Taktzeiten
  • Unterschiedliche Materialien und Oberflächeneigenschaften
  • Integration in bestehende Produktionslinien

Die Qualität wird durch Metriken wie Genauigkeit, Wiederholbarkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Fehlerrate und Robustheit des Systems in variierenden Umgebungen unter typischen Produktionsbedingungen beurteilt.

Es gibt verschiedene Softwarelösungen:

Wir setzen in fast allen Fällen auf NeuroCheck© als bevorzugte Softwarelösung, da es eine benutzerfreundliche Oberfläche, leistungsstarke Funktionen zur Bildanalyse und -auswertung sowie nahtlose Integration in Produktionsprozesse bietet. Es unterstützt flexible Anpassungen, hohe Zuverlässigkeit und ist ideal für die Automatisierung und Qualitätssicherung in der Industrie. Zudem kann die Software nahezu eine unbegrenzte Anzahl an unterschiedlichen Kameras gleichzeitig betreiben (Flächenkameras, Zeilenkameras, verschiedene 3D Kameras etc.). Die Software ermöglicht außerdem eine einfache Programmierung über Drag-and-Drop und ist ideal für schnelle Optimierungen und Programmänderungen durch Instandhaltungspersonal, ohne tiefgehende Programmierkenntnisse zu erfordern. Ein weiterer großer Vorteil der NeuroCheck Software besteht darin, dass die Software eine offene Schnittstelle besitzt und diese durch eigene Algorithmen und individuelle Lösungen (sogenannte PlugIns) in ihrer Funktionsfähigkeit beliebig erweitert werden kann. Treiber für neue Hardware und Schnittstellen eingeschlossen. 

  • NeuroCheck (unsere bevorzugte Softwarelösung)
  • HALCON
  • OpenCV
  • Cognex VisionPro
  • Höhere Produktqualität durch automatische und konsistente Prüfungen
  • Kostensenkung durch Reduktion von Ausschuss und manuellen Prüfungen
  • Erhöhte Produktionsgeschwindigkeit und Effizienz
  • Rückverfolgbarkeit und Datenanalyse in der Produktion

Die größten Herausforderungen bei der Integration in Produktionssystemen sind:

  • Die Auswahl geeigneter Hardware und Software für die spezifische Anwendung
  • Die Kalibrierung von Kameras und Beleuchtung
  • Die Anpassung an sich ändernde Umgebungsbedingungen (z. B. Staub, Vibrationen)
  • Die Integration in bestehende Steuerungssysteme und Produktionslinien

Die Genauigkeit kann durch folgende Maßnahmen sichergestellt werden:

  • Verwendung hochwertiger Kameras und Objektive
  • Optimierung der Beleuchtung
  • Kalibrierung des Systems, um geometrische Verzerrungen zu korrigieren
  • Einsatz von Algorithmen zur Subpixel-Genauigkeit
  • Regelmäßige Tests und Validierungen an Masterteilen

Nun die Messgenauigkeit hängt von zwei entscheidenden Faktoren ab. Erstens von der Größe des zu messenden Objektes und zweitens von der Auflösung der Kamera. Hierzu ein kleines Beispiel. Angenommen ihr zu messendes Objekt hätte eine Größe von 25mm und Sie setzen eine Kamera mit einer Auflösung von 1000 x 1000 Pixel (1 Megapixel) ein, dann wäre die theoretische Messgenauigkeit bei 25mm /1000 Pixel = 0,025mm. Bei einem 100mm großen Objekt und gleicher Kamera demnach 0,1mm. Da die Software Subpixelvermessung beherrscht kommt man in beiden Fällen jedoch theoretisch auf ca. 1/10 der angegebenen Werte. Dazu müssen die Umgebungsbedingungen allerdings absolut optimal sein. Da in der Zwischenzeit bereits Kameras mit 25 Megapixel und mehr Auflösung erhältlich sind, kann eine hohe Messgenauigkeit auch bei großen Objekten gewährleistet werden.

Die Kalibrierung ist essenziell, um:

  • Verzerrungen durch Kameralinsen zu korrigieren
  • Räumliche Messungen zu ermöglichen (z. B. in Millimetern statt Pixeln)
  • Die Konsistenz und Genauigkeit des Systems zu gewährleisten, insbesondere in 3D-Anwendungen

Die Objekterkennung basiert auf Algorithmen, die Merkmale wie Kanten, Texturen oder Formen in Bildern analysieren. Zu den häufig verwendeten Methoden gehören:

  • Template Matching (Vergleich mit einer Vorlage)
  • Merkmalsextraktion (z. B. Kanten oder Ecken)
  • KI-basierte Ansätze wie Convolutional Neural Networks (CNNs) für komplexe Szenarien

Die häufigsten Schnittstellen sind:

  • GigE Vision (Gigabit Ethernet, auch 5GigE und 10GigE)
  • USB 3.0/USB 3.1
  • Camera Link
  • CoaXPress (bei extrem schnellen Vorgängen und hoher Bandbreite)
  • FireWire (IEEE 1394) (weniger verbreitet, älter)
  • MIPI (für kompakte Systeme)

GigE Vision bietet:

  • Lange Kabelreichweiten (bis zu 100 m mit Standardkabeln)
  • Hohe Bandbreite (bis zu 1 Gbps, erweiterbar mit 10 GigE)
  • POE (Power Over Ethernet) Fähigkeit. Möglichkeit Strom und Daten über ein Kabel zu übertragen
  • Flexibilität bei der Integration in industrielle Netzwerke
  • Unterstützung von Mehrkamerasystemen über Standardnetzwerkinfrastruktur

USB 3.0/3.1 eignet sich besonders für:

  • Anwendungen mit kurzer Kabellänge (bis zu 3-5 m, erweiterbar mit aktiven Kabeln)
  • Kostenempfindliche Projekte, da USB-Hardware günstiger ist
  • Systeme, bei denen trotzdem hohe Datenraten (bis zu 5 Gbps bei USB 3.0, 10 Gbps bei USB 3.1) erforderlich sind

Camera Link ist ideal für:

  • Anwendungen, die extrem hohe Datenraten benötigen (bis zu 6.8 Gbps)
  • Systeme, bei denen eine geringe Latenz und hohe Synchronisierung erforderlich sind
  • Verwendung in spezialisierten, geschlossenen Systemen, in denen Kabelreichweite weniger wichtig ist (typischerweise bis zu 10 m)

CoaXPress (CXP) bietet:

  • Sehr hohe Bandbreiten (bis zu 12.5 Gbps pro Kanal, erweiterbar durch mehrere Kanäle)
  • Lange Kabellängen (bis zu 40 m bei 6.25 Gbps)
  • Geringe Latenz und Echtzeitfähigkeit
  • Möglichkeit, Strom und Daten über ein einziges Kabel zu übertragen

Aktuelle bzw. zukünftige Trends umfassen:

  • 10 GigE und 25 GigE als neuen Standard: Für noch höhere Bandbreiten
  • USB4: Für schnellere Datenraten und verbesserte Kompatibilität
  • CoaXPress 2.0: Mit erweiterten Bandbreiten und Funktionen
  • Optische Übertragungen: Für noch größere Reichweiten und störungsfreie Datenübertragung

Einfache Anwendungsbeispiele für optische Qualitätskontrollen!

Anwesenheitskontrolle

Vermessung (Maßkontrolle)

Bauteil vor der Vermessung
Vermessung eines Blechteiles

Nach Auswertung mit BV Software
Bohrungsdurchmesser, Winkel und Abstände messen

Kontrolle DataMatrix Code

Objekt vor der Überprüfung
DataMatrix Kontrolle auf Metall

Nach Auswertung mit BV Software
Daten des gelesenen Barcodes werden kontrolliert und ausgegeben